Gemeinsam

Erfahrungen beim und nach dem Cursillo in Michaelbeuern

Jetzt ist schon mehr als eine Woche vergangen, seitdem ich am Cursillo in Stift Michelbeuern teilgenommen habe.

Inzwischen braucht der Berufsalltag mit all seinen Herausforderungen wieder meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft. Der Vorsatz meine tagtäglichen Aufgaben bewusst zu erledigen, im gegenwärtigen Moment ganz im Vertrauen auf Gott zu leben und den Menschen die mir begegnen aufrichtig, klar und liebevoll entgegenzutreten, gelingt einmal besser und einmal schlechter. Das Wissen darüber ist das eine, das Handeln danach das andere!

Aber wie wohltuend war die Erfahrung im Cursillo für mich, dass letztendlich all unser Suchen, ein Suchen nach Gott ist und dass wir uns alle auf diese Suche begeben haben – mit unseren Sehnsüchten, Wünschen, aber auch mit unseren Aufgaben im Hier und Jetzt.

In den intensiven Gesprächen die wir im Cursillo führten, fiel oft das Wort Gnade. Gnade als die Antwort Gottes auf das Suchen und die Sehnsucht des Menschen nach dem Heil sein, dem Ganzsein. Gerade in den schweren und herausfordernden Stationen meines Lebens sehe es als eine so wunderbare Gnade an, dass Gott mich dazu einlädt, mich ihm immer wieder aufs Neue nähern zu können, den Bund mit ihm aufs Neue eingehen zu dürfen. Sein Vertrauen, sein Interesse, ja seine Liebe zu mir ist so groß, dass er mir immer wieder die Chance auf Erneuerung und einen Neubeginn gibt. Großmütig in seinem Verzeihen trägt er mich auf Händen und verlangt dafür nur, dass ich mich ihm anvertraue – im Glauben und in der Tat. Ist Gott nicht wunderbar?

Mit herzlichen Grüßen an all die lieben Menschen die ich am Cursillo kennen und schätzen gelernt habe und die ich auf ihrer Suche ein Stück des Weges begleiten durfte.

Andrea, Bericht vom 22.3.2012

Eines Tages, in der Früh vor dem Kopierer, überreichte mir Andrea eine Einladung zum Cursillo. Ich sah mir den netten Folder an und dachte mir: „ Ja das wär schön für mich. So ein nettes Wochenende mit ein bisschen beten, meditieren und einer Messe möchte ich mitmachen.“ Daher packte ich Zeitschriften und Bücher ein, lud meinen iPod auf und los ging es nach Großrußbach.

Was ich dann im Bildungshaus erlebte, übertraf alle meine bisherigen Glaubenserfahrungen. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen im Alter zwischen 24 und 69 Jahren, in verschiedenen Lebensphasen und mit unterschiedlichen Geschichten traf hier zusammen. Die Stimmung passte von Beginn an. Intensive Gespräche, Gebete und wunderschöne Messfeiern prägten die nächsten Tage.
Mir wurde in diesen Stunden bewusst, dass ich nicht alleine Glück in meinem bisherigen Leben hatte, sondern dass mich jemand hält und liebt und seine Hand über mich hält.
Mein Symbol war das Herz und ich habe mein Herz geöffnet. Mein Glaube ist jetzt intensiver und ich fühle mich wohl als Cursillista. Ich freue mich jetzt schon auf viele künftige Begegnungen im Glauben.
Übrigens meine Bücher und Zeitungen las ich dann erst zu Hause.

De colores
Susi

von Peter Pawlowsky

Mein erster Cursillo war der letzte, den P. Josef Cascales offiziell gehalten hat. Ich war in eine persönliche Krise geraten und fragte mich, mit wem ich darüber sprechen könnte. P. Josef kannte ich nur flüchtig von einigen Treffen kritischer katholischer Journalisten. Ein Priester, der sich mit Journalisten trifft, dachte ich, kann für mich als Journalisten keine ganz falsche Wahl sein. Also traf ich ihn in der Bennogasse und schüttete ihm mein Herz aus. Zum Ende des Gesprächs fragte er mich, ob wir das Bekenntnis als Beichte verstehen sollten; er gab mir die Absolution und trug mir eine Buße auf.

Mit dieser Buße begann mein Staunen darüber, wie eine offizielle kirchliche Handlung auch verstanden werden kann. Denn zur Buße, sagte P. Josef, soll ich mir etwas Gutes tun. Ob ich gern Bier trinke? Ja, sagte ich, und ging ins nahe Cafe Hummel und gönnte mir ein Krügel Bier. Diese Art von Buße stellte meine von Kindheit an gemachte Kirchenerfahrung auf den Kopf. Und das war erst der Anfang.

P. Josef lud mich ein, an dem schon wenige Tage nach unserem Gespräch geplanten Cursillo teilzunehmen. Ich hatte keine Ahnung, was ein Cursillo ist, hegte eher die Vermutung, dass aus Spanien nur die Inquisition und das Opus Dei importiert würden. Allerdings: P. Josef passte nicht in das Klischee meiner Vorurteile. Ich nahm die Einladung an und fand mich am 24. Mai 2001 in Laxenburg ein.
Ich brauche nicht zu erzählen, wie ein Cursillo abläuft. Schon allein eine Gruppe zu haben, in der man über seinen Glauben (und seine Zweifel) offen sprechen kann, empfand ich als Gewinn. Nun wurde die Initialzündung, meine Bierbuße, mit den Leitworten Liebe, Freude, Freiheit zu einer neuen Glaubenserfahrung. Als Katholik seit der Taufe wusste ich wohl, dass die Liebe zum Zentrum christlichen Glaubens gehört. Aber dieses Wissen war mir im Kopf stecken geblieben, hatte das Herz noch nicht erreicht.
Der Grund dafür ist in den beiden anderen Leitworten zu suchen. Ich möchte nicht behaupten, dass ich Freude bis dahin gegen kirchliche Vorschriften gesucht hatte, wohl aber neben ihnen, an ihnen vorbei, weil ich nicht sehen konnte, was ernstes, strenges Leben in der Kirche mit Freude zu tun haben soll. Das gilt noch mehr für die Freiheit. Soviel ich auch in sechzig Jahren an Wissen und Spiritualität durch die Kirche gewonnen hatte, das Bewusstsein von Freiheit hatte sich nicht wirklich eingestellt. Zu sehr standen Vorschriften und Verbote im Vordergrund und immer noch war da eine Spur schlechten Gewissen bei ihrer Übertretung.

 

Und nun verstand ich: Es kann keine freudlose und gefesselte Liebe geben, nur Freiheit und Freude bringen die Liebe zum Blühen. Dafür gibt es höchst banale Zeichen: das Bier, wie schon gesagt, oder die Witze, die in den Pausen des Cursillo erzählt werden und die ich bis dahin in einer geistlichen Veranstaltung für deplaziert gehalten hätte. Nicht so banal und erst durch den Cursillo verständlich wurde mir ein anderes Phänomen.

Ich begann, an P. Josefs Cursillo-Zeitschrift „Evangelium heute“ mitzuarbeiten und staunte, wie darin tiefe Frömmigkeit und offene Kirchenkritik Thema sein konnten. Und zwar nicht etwa kontrovers, in einer Streitkultur gegensätzlicher Meinungen. Nein, aus der Feder ein und desselben Autors. P. Josef verbindet beides in sich, ist die begehbare Brücke zwischen Glaube und Kritik. Das alles hätte ich ohne den Cursillo und seinen Anstifter vor fünfzig Jahren kaum mitbekommen.

Dr.Peter Pawlowsky; Studium der Literatur und Philosophie, sieben Jahre Leiter der Abteilung „Religion“  im ORF Fernsehen. Bis 2000 Päsentator von „kreuz+quer“. Mitglied des Programmbeirates von „Arte“.

 

 

Das Judentum, das Christentum und der Islam sind Buchreligionen. Unser Wissen über Gott beziehen wir aus Büchern und durch Bücher.
Zwei Erlebnisse haben mir das bestätigt.
Meine Schwiegermutter lag im Sterben, und meine Frau wollte noch soviel Zeit wie möglich bei ihr verbringen und ihre Schwägerin bei der Betreuung unterstützen. In dieser Zeit hatten wir jedoch schon Urlaub im Kurbad Marienkron gebucht und so begaben wir uns für eine Woche ins Burgenland. Eines Tages ging meine Frau in die Bibliothek, um sich mit Lesestoff zu versorgen. Ich wollte im Urlaub nichts lesen, daher wartete ich am Gang auf sie. Als sie längere Zeit nicht erschien, ging auch ich in die Bibliothek und griff ohne zu denken wahllos in ein Regal und entnahm ein Buch. Nachdem ich einen kurzen Blick hineingeworfen hatte, wusste ich, dieses Buch muss meine Frau lesen. Es war ein Buch von Kardinal Newman, in dem er die letzten Lebenswochen seines Vaters beschrieb und wie er ihn dabei begleitete. Dieses Buch hat meiner Frau sehr geholfen, um von ihrer Mutter Abschied nehmen zu können.

In meiner Jugendzeit hatte ich ein Buch über die Geschichte des Volkes Israel gelesen. Jahrzehnte später kam es mir wieder in Erinnerung, und ich beschloss, es noch einmal zu lesen. Alle Versuche, dieses Buch aufzutreiben, scheiterten jedoch. Zuletzt versuchte ich es in der Wollzeile in der Buchhandlung Herder. Auch dort konnte man mir nicht weiterhelfen, selbst im Verzeichnis der lieferbaren Bücher war kein Eintrag über dieses Buch zu finden. Auf dem Rückweg nach Hause kam ich bei der Buchhandlung Hasbach vorbei und stieß vor dem Eingang fast mit einem Mann zusammen. Um auszuweichen betrat ich das Geschäft und las auf einer Tafel „Antiquarisches im Keller“. Neugierig, was es da zu entdecken gäbe, ging ich die Stufen hinunter und sah im Halbdunkel Spinnweben, verstaubte Regale mit vergilbten Buchrücken. Ich machte kehrt, und im Umdrehen fiel mein Blick auf ein Buch mit violettem Buchrücken im obersten Regal. Ich nahm dieses Buch und las den Titel: „Und sie wurden zerstreut unter alle Völker“.
Dieses Buch, welches ich so lange Zeit gesucht hatte, lag nun in meinen Händen. War es der Fastzusammenstoß vor dem Geschäft, oder hatte mich wer anderer in diesen Keller geführt?
Diese beiden Fälle sind für mich kein Zufall, sondern es war Christus, der mich geführt hat.

Herbert Uhlir, Wien

Durch diese Frage wird deutlich, dass wir mit unseren Mitmenschen in einem lebendigen Beziehungsgeflecht verwoben sind. Wegweiser sind im Idealfall eindeutig, schließen aber die Diskussion über das anzustrebende Ziel und die Routen, die zu diesem führen, nicht aus. Und wie es beispielsweise im Gebirge je nach Schwierigkeitsgrad eines Bergführers bedarf, so dürfen wir uns fragen, wem wir diesen Dienst leisten können. Menschen, denen der Durchblick auf das Wesentliche fehlt, begegnen uns nahezu täglich. Sie können vor lauter möglichen Zielen das eigentliche nicht im Blick behalten. Ihr Interesse wendet sich von einem Ziel dem nächsten zu. Das, was momentan „in“ ist, wird als erstrebenswert erachtet.
Deshalb sind wir aufgerufen , an einem als wertvoll erkannten Ziel festzuhalten (vgl. „Ideal“) und auch unseren Mitmenschen, mit denen wir unterwegs sind, als Wegweiser auf dieses Ziel hin zu dienen. Das gilt im Hinblick auf unsere Familien und Freundschaften, aber auch in Richtung öffentlicher Meinung in Gesellschaft, Politik und Kirche. Gerade hier sind verbindliche Wegweiser (vgl. „Rückgrat“) unerlässlich für das Gelingen des Lebens.

Das ist eine Bildunterschrift / copyright Herr teste 2013

Das ist eine Bildunterschrift / copyright Herr teste 2013

Wegweiser erinnern in ihrer Konstruktion mit dem senkrechten Pfahl und der richtungsweisenden Quertafel an das Kreuz. Damit führen solche Wegweiser – oft mehr unbewusst als bewusst – in die Nähe dessen, der über sich sagen kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14, 6). Er ist nicht nur Wegweiser, er ist der Weg, der uns ans Ziel, in die Arme des wartenden Vaters führt (Lk 15).
Vergleiche auch die Emmaus-Erzählung (Lk 24, 13-35): Verunsichert und suchend sind die beiden Jünger auf dem Weg. Da gesellt sich zu  ihnen der unerkannte Weggefährte. Indem er ihnen im Gespräch behutsam die Schrift erschließt, findet er Zugang zu ihren Herzen und weist ihnen den Weg.
Es ist die Erfahrung, dass Gott mit auf dem Weg ist. Er bewahrt uns vor Abwegen und lässt uns an Kreuzungen die rechte Wahl des Weges treffen. Wir sollen daher bitten: „Bleib bei uns, Herr …! Sei uns Wegweiser und Weg!“ Gehen wir den Weg mit IHM, dann sind wir nicht nur Wegweiser, sondern …